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Archäologen entdecken Römerbad

Anlage auf Weissheimer-Areal mindestens dreimal so groß wie am Mariendom - Grabungen könnten länger als ein Jahr dauern eit ein paar Tagen durchkämmen Archäologen einen Teil des ehemaligen Weissheimer-Geländes auf der Suche nach weiteren interessanten Spuren von Andernachs Geschichte. Dabei haben die Experten schon einige erstaunliche Entdeckungen gemacht.

ANDERNACH. Es gleicht ein wenig der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen, doch die Archäologen der Generaldirektion Kulturelles Erbe sind bereits fündig geworden, wo noch bis vor Kurzem die Gebäude der Mälzerei Weissheimer standen: Unter der Erde schlummern die Überreste einer römischen Badeanlage, die wohl mindestens dreimal so groß ist wie die am Mariendom gefundene. "Es war absolut nicht damit zu rechnen, dass zwei solche Anlagen so dicht beieinander stehen", erklärt Frank Brüninghaus, der Leiter der Grabungsstelle, im Gespräch mit der Rhein-Zeitung.

RömermauerKonkrete Spuren, die auf einen vermuteten römischen Hafen hindeuten, haben die Experten anders als zunächst mitgeteilt zwar noch nicht ausgegraben. Doch Brüninghaus sagt, dass Sedimentreste zumindest auf ein stehendes Gewässer hindeuten, das sich im zur Adenauer-Allee gewandten Teil des Geländes befunden haben könnte. Zudem gibt es Indizien, die auf einen Getreidespeicher hindeuten, welcher ebenfalls gut zu einer Hafenanlage passen würde. Auch sind alte Mühlsteine entdeckt worden, die vom vermuteten Hafen aus wohl in alle Welt transportiert wurden. Doch erst, wenn eine Kaimauer sichtbar wird, lässt sich ein Hafen mit absoluter Sicherheit belegen.

Problematisch ist für die Archäologen, die bei ihrer Arbeit von ehrenamtlichen Helfern unterstützt werden, jedoch das durch den Abriss der Mälzereigebäude entstandene "Chaos". Nach den Worten von Frank Brüninghaus müssen die übrig gelassenen Gesteinsreste erst sortiert werden. Doch trotz allem lassen sich bereits drei bis vier Bauphasen auf dem Areal erkennen, und der Grabungsstellenleiter geht auch davon aus, Spuren einer mittelalterlichen Bebauung zu finden. Inwieweit beim Bau der Fabrik jedoch diese Überreste zerstört wurden, muss sich in den nächsten Wochen zeigen. Erst dann kann auch gesagt werden, wie bedeutend die Funde - darunter auch einige riesige Zähne von Tieren - im Vergleich mit anderen Orten in Rheinland-Pfalz und sogar in Deutschland sind.

Zunächst muss der Bereich, der derzeit untersucht wird, "gesäubert" werden, um ihn dann von oben - dafür ist die Hilfe der Feuerwehr mit ihrer Drehleiter angedacht - zu fotografieren und zu skizzieren. Bis dahin soll auch eine Entscheidung gefallen sein, ob der restliche Teil des Grundstücks näher untersucht oder direkt bebaut wird.

Je nachdem, wie groß die geplante Tiefgarage wird, soll möglichst das komplette Areal durchkämmt werden, damit keinerlei wichtige Artefakte zerstört werden, die bei einer normalen Bebauung weiter in der Erde bleiben könnten. Eine komplette Grabung könnte laut Brüninghaus mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen - was wohl den Plänen für den Bau des Hotels und der Stadthäuser in die Quere käme. Bislang sei die Zusammenarbeit mit der Stadt schon sehr gut gelaufen und es werde kein Druck ausgeübt, doch der Archäologe macht bereits klar: "Der Schutz von Denkmälern geht vor."

Christian Kirstges
Rhein-Zeitung - Ausgabe Andernach vom 19.07.2008

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